Donnerstag, 14. März 2013

Sklaven des Ergebnisses

Das Wichtigste vorneweg: Der FC Bayern hat dank der mehr erzielten Auswärtstore trotz einer Niederlage gegen Arsenal London das Viertelfinale der Champions League erreicht. Beim Blick auf das Tableau geriet der Einzug am Ende weniger souverän als gemeinhin erwartet. Und trotzdem: Die Bewertung dieses Spiels bei Fans und Medien ist an Unreflektiertheit einmal mehr kaum zu überbieten.

Ein wilder Sturmlauf war von den Engländern in Person von Arsene Wenger angekündigt worden, letztlich war es nur ein Sturm im Wasserglas: Ganze zwei Schüsse auf das Tor von Manuel Neuer standen am Ende zu Buche. Klar, beides waren Tore, aber klammert man das Kopfballtor nach einer Ecke kurz vor Schluss einmal aus, ließ der FC Bayern lediglich einen qualitativ hochwertigen Abschluss der Gunners zu.

Kein Sturmlauf von Arsenal

Über die gesamte Spieldauer sahen die Zuschauer in der Allianz Arena das, woran sie sich in dieser Saison gewöhnt haben: Einen dominant und ballbesitzorientiert auftretenden FC Bayern, bei dem sich Toni Kroos in Abwesenheit von Bastian Schweinsteiger mit 87 Ballkontakten und sechs Torabschlüssen - mehr als Arsenal insgesamt (5) - zur dominanten Figur im Spiel des FC Bayern machte.

Auch Arsenal ließ wenige hochkarätige Torabschlüsse zu. Die beste Gelegenheit für den FC Bayern vergab Arjen Robben Mitte der zweiten Hälfte, als er freistehend vor Fabianski mit einem Pickenschuss auf das kurze Eck scheiterte. Auch ansonsten war Robben ein Aktivposten in der Offensive, ebenso wie Thomas Müller auf der anderen Seite.

Lahm auf Abwegen beim 0:1

Dem Duo Javi Martinez und Luiz Gustavo merkte man die fehlende gemeinsame Spielpraxis in mancher Situation an, so zum Beispiel vor dem 0:1, wo durch einen schnellen Vertikalpass von Tomas Rosicky beide defensiven Mittelfeldspieler überspielt wurden. Martinez fehlt den Bayern aufgrund einer Gelbsperre zudem im ersten Spiel des Viertelfinales.

Über die Rolle von Philipp Lahm wurde in den letzten Wochen ebenfalls viel geschrieben, seine gestiegene Anzahl an Torvorlagen und Offensivaktionen wurde gelobt. Beim 0:1 war es jedoch der Kapitän, der durch sein Herausrücken aus der Viererkette die vier gegen drei Überzahlsituation für Arsenal herbeiführte, die am Ende auch durch eine bessere Standfestigkeit von David Alaba nicht mehr zu verhindern gewesen wäre.

Bayern-Gala war nicht zu erwarten

Ansonsten hatte Arsenal nicht viel anzubieten, das den Eindruck vermittelt hätte, dass sie selbst an das "Wunder von München" (Boulevard ist so einfach, nicht?) glaubten. Kurz vor Schluss erzielte Laurent Koscielny dann überraschend das 2:0 nach einer Ecke und sorgte dafür, dass heute überall von der Krise des FC Bayern zu lesen ist.

Diese Einschätzung verkennt jedoch, dass Arsenal nach dem 2:0 kein einziges Mal auch nur in die Nähe des Bayerntores kam. Sie zeigt auch, wie unrealistisch die Herangehensweise von Presse und Fans an dieses Spiel teilweise war.

Das 3:1 in London war am Ende nicht so gut, wie es gemacht wurde, mit einer Gala war schon deshalb nicht zu rechnen. Bis auf das Ergebnis stimmte in vielen der letzten Spiele ohnehin nicht viel, sodass Uli Hoeneß nach dem Spiel zu Recht den Finger in die Wunde legte.

Vom Versager zum Favoriten in Rekordzeit

Manchmal wäre allen geholfen, wenn man den Worten von Jupp Heynckes etwas mehr Gehör schenken würde. Der hatte schon vor dem Spiel immer wieder betont, dass es sich bei Arsenal keinesfalls um Laufkundschaft handelt.

In der Champions League entscheiden eben Kleinigkeiten über Weiterkommen oder Ausscheiden, weshalb wir auch alle vor zwei Wochen über die Gala der Bayern und die Krise von Barcelona gesprochen haben und heute alle über die Gala der Katalanen und die Krise der Bayern sprechen.


Michael Stricz


1 Kommentar:

  1. Schön geschrieben, besonders auch die Herleitung des frühen Tors der Londoner. Muss dir aber bei Toni Kroos widersprechen. Fand ihn eher schwach und seine defensive Ausrichtung (lieber einen sicheren Pass zurück als kreativ nach Vorn) gefiel mir nicht. Beim Spielstand natürlich okay, aber mit Ruhm hat er sich nicht bekleckert..

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